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Inhalt

Eindrücke
von Klaus Vielhaber

Bundestreffen
von Jacob Langeloh und Karl Knicke Oesterle

Organisatorisches
von Jacob Langeloh

 

· Ankunft und Ambiente
· Ferdinand Fellmann
· Heinrich Gartmair
· Andreas Singler
· Werkstattzeit
· Beschlussfassende Versammlung
· Festlicher Abend und das Ende

 

 

Das Bundestreffen 2013

von Jacob Langeloh

[Haus Elsenburg]

Burg und Panorama

Für den Bericht habe ich einige Textbausteine von Ulrike Jacobi-Bunschoten verwendet, die sie mir dankens­werterweise überlassen hat. Karl Oesterle hat den Vortrag von Ferdinand Fellmann zusammen­gefasst. Klaus Vielhaber hat eigene „Eindrücke“ verfasst, welche die Stimmung sehr gut wiedergeben und daher voll­ständig abgedruckt sind.

 

Ankunft und Ambiente

Zur Anreise gab es Rheinromantik pur mit Sonnen­untergang und roten Lüften über Fluß und Hängen. Caspar David Friedrich, Kitsch oder Perfektion? Darüber lässt sich streiten, aber jeder schaut, staunt und drückt – wenn vorhanden – hastig den Auslöser der Kamera. Zu Recht, muss man sagen, denn die nächsten Tagen wurden trüber. Stündlich stieg der Wasser­pegel am Pfalz­grafenstein: erst verschwinden Fleck­chen Erde, dann die Anlege­stelle, schließlich der Fußweg auf der Insel zur Festung. Am Ende bleibt die Festung selbst, daneben einige Baum­kronen. Die mutige Bacharach­gruppe am Sonntag hat es – laut den mir zugetragenen Berichten – noch knapp auf die Fähre ans andere Ufer geschafft, und dann – noch knapper – fort aus der langsam versinkenden Stadt.

 

Ferdinand Fellmann „Nur die Lumpe sind bescheiden.“ Triebkräfte auf dem Wege zum Glück (zusammengefasst von Karl Oesterle)

[Ferdinand Fellmann]

Ferdinand Fellmann

Das grundlegende Referat hielt Prof. Fellmann. Im analytischen Teil ging er davon aus, dass die Antriebs­kräfte für die Aktivitäten des Menschen in seinen Bedürf­nissen liegen. Sie sind nicht wie bei den Tieren festgelegt (Triebe), sondern kulturell variabel und offen für dynamische Veränderungen. Dass die Bedürf­nisse keine natür­lichen Grenzen haben, führt einerseits zu Störungen des sozialen Lebens (Gier), anderer­seits aber auch zum ständigen Aufbrechen über­kommener Strukturen und so zur Weiter­entwicklung des jeweils vorge­fundenen Zustands der Gesellschaft. Der Mensch hat im Unter­schied zum Tier auch ein Bewusstsein für die Unsicherheit der Zukunft, deshalb muss er bereit sein, unter Inkaufnahme von Risiken zu handeln, um die erstrebte Befriedigung seiner Bedürfnisse zu erreichen.

Fellmann glaubt nicht daran, dass die beschriebenen Strukturen – selbst bei verbreiteten Ungerechtig­keits­gefühlen – durch Aufrufe zur Bescheidenheit wie auch durch politische Begrenzungen wirksam verändert werden, hält aber eine Trans­formation zu Lösungen für denkbar, die tendenziell immer größeren Teilen der Gesell­schaft zugutekommen.

Im zweiten Teil des Vortrags entwickelte Fellmann eine „utilitaristische Ethik“, nach der es „auf die Folgen des Handelns für den Einzelnen als Teil einer Gesellschaft ankommt“. Auch unter diesen Aspekten lehnt er Appelle an eine „bescheidene“ Lebensführung ab, weil sie die Anerkennung hierarchisches und autoritäter Strukturen voraussetzt, die mit unserem heutigen Verständnis des Individuums nicht zu vereinbaren sei.

Vielmehr „wollen wir durch die Macht der Anderen nicht in der Entfaltung unserer Fähigkeiten eingeschränkt werden. Nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit folgt daraus, dass wir auch die Anderen nicht durch unsere ungezügelte Gier einschränken. Das ist der Sinn des Evangeliums, das in der goldenen Regel seinen moralischen Ausdruck gefunden hat“.

Die Umsetzung dieser Ethik führt zu einem „Wettbewerb“ der Ansprüche, wobei sie sich gegenseitig anpassen und verändern. Wichtig ist ihm eine Kommunikation der jeweils erstrebten Inhalte, da nur dadurch gewährleistet wird, dass Änderungen der Bedürfnisse überhaupt wahrgenommen werden, und sich dann in den realisierten Ergebnissen niederschlagen.

Zusammenfassend plädiert Fellmann für eine „Kultur der Artikulation“ inhaltlich differenzierter Ansprüche im Vertrauen darauf, dass dies gesellschaftliche Anpassungs- und Änderungs­prozesse in Gang setzt, die eine zunehmende gesamt­gesellschaft­liche Akzeptanz im Gefolge haben.

Heinrich Gartmair - Energiewende ohne Blackout

[Heinrich Gartmair]

Heinrich Gartmair

Die Energiewende muss kommen – da scheinen sich alle einig zu sein. Doch wie soll sie kommen? Hier scheiden sich die Geister, und nicht zuletzt die Prokon-Insolvenz weckt neue Zweifel. Werden die richtigen Investions­anreize gesetzt? Lohnt es sich, Scheunen mit Solarpaneelen zu pflastern? Wie lange können wir es uns leisten, Strom­über­schüsse aus erneuer­baren Energien zu Spottpreisen an die Nachbarn zu liefern?

Nicht auf alle Fragen konnte unser Referent Antworten geben, und schließlich sprach er auch aus Perspektive eines Netz­betreibers. Dennoch war es ein sehr guter Vortrag von einem sehr guten, anschaulich erklärenden Referenten. So war man am Ende geneigt, seinem Appell, die Netzbetreiber doch auch ein wenig lieb zu haben, tatsächlich stattzugeben. Lobbyist oder nicht.

 

Andreas Singler - Doping und Enhancement. Die pathologische Seite der Leistung

[Haus Elsenburg]

Foto: Andreas Singler 07-DSC_2765 (1)

Andreas Singler hat seit einem Viertel­jahrhundert als Journalist und Wissen­schaftler mit Doping zu tun. Er konnte daher auf einen reichen Fundus an eigener Erfahrung und eigenen Daten zurückgreifen. Seine These klingt einfach, die Folgen bedrohlich.

In der Berichterstattung werden Dopingsünder meist als kriminelle Einzel­täter gebrandmarkt. Doch das sind sie nicht. Sie sind letztlich nur ein Element eines Systems, das die Hoffnung auf ein nebenwirkungsfreies, verträgliches Wundermittel nie aufgegeben hat. Gerechtfertigt werden diese Mittel immer gleich: als „Ergänzung“, „Unterstützung“, als Hilfsmittel, die „natürlichen Möglich­keiten“ des eigenen Körpers auszuschöpfen. Die gefährlichen Nebenwirkungen von Anabolika, Epo und Konsorten wurden und werden so durch Unschuldsvermutungen verdrängt und verwässert. Die schein­baren Einzeltäter sind Teil eines System, das Leistung über alles stellt und somit eine pathologische Komponente angenommen hat.

Singler stellte diesen Sachverhalt sehr deutlich dar. Es bleibt zu fragen, wie man den Spitzensport überhaupt noch „retten“ kann, wenn Doping derart tief im Kreislauf steckt.

 

Werkstattzeit

In den Workshops ging es um Themen wie Motorrennsport, Energienetze, das Basteln von eigenen Energieerzeugern und das Konzept des „rasenden Stillstands“, der den modernen Menschen erfasst hat. In letzterer, von Nils Wiegert betreuter, Gruppe entspann sich eine entspannte und interessante Diskussion, die zur Selbstreflexion anregte. Wichtige Fragen wurden gestellt: „Wie gehe ich mit Druck um?“ „Erzeuge/steigere ich ihn selbst?“ „Macht meine Arbeit mich krank?“. Nicht zuletzt wurden Vorschläge zur Besserung besprochen: Am Wochenende nicht arbeiten, weniger erreichbar sein, etwa dadurch, sich feste E-Mail-Zeiten zu definieren. Dann mal los...

 

Beschlussfassende Versammlung

„Zerreißprobe“. „In 15 Jahren nicht erlebt“. Die BV hatte es in sich und konnte nach nächtlicher Unter­brechung erst am Samstag­nachmittag beendet werden. Das Thema CAV und CC dominierte, wie schon im Vorjahr, die Debatte. Durch den kurzfristigen Rück­tritt Holm Siebers waren inzwischen drei Plätze im Vorstand zu vergeben – am wichtigsten aber sicher der des ersten Vorsitzenden. Die Versammlung hatte sich in eine Sackgasse diskutiert. Einerseits war eine engere Kooperation mit Mitgliedern des CC (als kooptierte Vorstands­mitglieder) vereinbart worden, nur war es unmöglich, einen Vorstand zu wählen, der diese Linie der Vollversammlung auch tragen wollte. Roland Klimas sprach deutlich und nachhaltig gegen diese halbe Lösung. Wer mitge­stalten wolle, solle dann auch eine volle Mitglied­schaft im CAV-Vorstand mit allen Rechten und Pflichten über­nehmen. Letztlich folgte die Voll­versammlung dieser Linie und nahm den vorherigen Beschluss zurück. Angenommen wurde auch der Vorschlag, den CAV-Vorstand zualler­erst mit der Selbst­reflexion zu beauftragen – wo will die CAV hin, wofür steht sie. Erst dann sollen weitere Schritte und ein Zusammen­gehen mit anderen Ehemaligen ins Auge gefasst werden. Neben der Erleichterung, die Klippe umschifft zu haben, freuten wir uns: über einen neuen, handlungsfähigen Vorstand und klare Arbeits­prämissen für das nächste Jahr.

Festlicher Abend und das Ende

Über den festlichen Abend und das Programm sei hier – größtenteils – der Mantel des Schweigens gebreitet. Es war bunt, es war grell und wahnsinnig komisch. Wer am Ende nicht auf dem Boden lag, der war nicht da. Wir freuen uns somit auf die mittelalterliche Fortsetzung in Rothenburg (19.–22.6.2014).